Das frühklassizistische evangelische Pfarrhaus, das zu dem ortsbildprägenden Ensemble von evangelischer Kirche und Koppensteiner Schloss gehört, wurde 1789/90 gebaut. Der zweigeschossige Massivbau mit vorgelagertem zweiseitigem Treppenaufgang wurde auf einem neuen Bauplatz errichtet. Im Hausflur ist ein alter Fliesenboden erhalten. An den Pfarrhof mit barocker Scheune schließt sich der Pfarrgarten an.
Das alte Pfarrhaus stand direkt am Bachlauf. Es umfasste das gesamte Areal zwischen Schlossstraße und Alter Trift. Durch die Lage am Wasser litten die Gebäude des Anwesens unter der ständigen Feuchtigkeit. Außerdem führte die Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Parteien, die den Zehnt von Mandel inne hatten, dazu, dass notwendige Reparaturen nicht vorgenommen wurden. Zehntherren von Mandel waren die Grafen von Nassau-Saarbrücken. Diese gaben den großen Frucht- und Weinzehnt an die Koppensteiner weiter. Aber auch andere adelige Familien, wie die Herren von Flersheim, hatten Anteil daran. Der kleine Vieh- und Gartenzehnt stand der Pfarrei zu, die die Besoldung des Pfarrers zu leisten hatte. In den 1770iger Jahren befand sich das Pfarrhaus in einem ruinösen Zustand. Verschiedene Mauern, auch tragende Mauern, an Haus und Scheune waren beschädigt ebenso wie das Dach der Scheune. Da der Pfarrer zu seiner Besoldung einen Anteil am Zehnten hatte, verlangten die Koppensteiner von ihm, dass er für die Reparaturen aufkommen sollte. Doch das Pfarrgehalt in Mandel war nicht groß. Deshalb verwehrte sich Pfarrer Schott dagegen. Er hatte zwar den Speicher auf eigene Kosten reparieren lassen, um wenigstens einen Teil seiner Ernte lagern zu können. Doch 1780 befand sich das Anwesen in solch einem schlechten Zustand, dass dem Pfarrhaus der Abriss drohte. Nach langen Verhandlungen wurde 1788 endlich die Genehmigung erteilt, dass nach den Plänen des Nassau-Saarbrückischen Baumeisters Schweitzer ein neues Pfarrhaus an einer höher gelegenen Stelle errichtet werden konnte. Der alte Bauplatz wurde in drei Grundstücke geteilt und an Mandeler Familien verkauft.
Mehr als 200 Jahre zuvor war mit der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts in Mandel das lutherische Bekenntnis eingeführt worden. Doch erst 1617 wurde namentlich ein evangelisch- lutherischer Pfarrer erwähnt. Philipp Friedrich Schillius tat von 1603 bis 1617 seinen Dienst als Pfarrer in Mandel. Jedoch mit den Schrecken des 30jährigen Krieges floh die Bevölkerung, sodass das Dorf zeitweise fast ganz verlassen war. Von 1635 bis 1651 befand sich kein Pfarrer mehr im Ort. Die Stelle und das Pfarrhaus waren verwaist.
Die Koppensteiner hatten von den Grafen von Nassau-Saarbrücken nicht nur den Zehnt als Lehen sondern auch den Kirchsatz (das Patronat) inne. Damit besaßen sie das Recht, den Pfarrer von Mandel in sein Amt zu berufen. Somit stand er in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den Koppensteinern als Patronatsherren. Gleichzeitig fungierte er aber auch als Kontrollorgan der Herrschaft über die Koppensteiner Untertanen. Denn er hatte das Recht, die „Kirchenzucht“ bei den Untertanen durchzusetzen, und die Aufsicht über die Schule. Er unterstand aber auch den kirchlichen Kontrollorganen wie dem Superintendenten und Inspektor. Er war also geistlicher und staatlicher Verwaltungsbeamter zugleich.
Die Pfarrbesoldung in Mandel war nicht sehr hoch. Denn die Pfarrei bestand nur aus einem Dorf. Alle umliegenden Orte gehörten einer anderen Herrschaft an und waren entweder katholisch oder reformiert. 1789 soll das Pfarrgehalt einschließlich der Kirchenabgaben 681 Taler betragen haben, was aber bezweifelt wurde. Immer wieder gab es Beschwerden und Streitigkeiten über die geringe Höhe der Einkünfte. Mit dem kleinen Vieh- und Gartenzehnt war die Faselviehhaltung verbunden: Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war der Pfarrer verpflichtet, die Zuchttiere des Dorfes wie Eber und Widder zu halten.
Durch den Einmarsch der französischen Revolutionstruppen und die sich später anschließende Eingliederung des linken Rheinufers in den französischen Staat wurden die kirchlichen Besitzungen vom französischen Staat eingezogen und der Zehnt abgeschafft. Die Pfarrer wurden damit ihres Unterhalts beraubt. Erst mit der Einführung der Staatsdotation durch Napoleon in Höhe von 500 Gulden verbesserte sich die finanzielle Lage der Pfarrer wieder.
1854 wurden notwendige Reparaturen und Veränderungen im Pfarrhaus vorgenommen. Der Schornstein in der Küche im oberen Stock wurde entfernt, um in diesem Raum ein Konfirmandenzimmer einzurichten. Der Stall wurde renoviert, das Hoftor erneuert und im Hof ein Toilettenhäuschen gebaut.
Zwei Persönlichkeiten seien hier besonders erwähnt. Als eine fast tragische Figur ist Pfarrer Nelson anzusehen. Pfarrer Friedrich Christian Nelson war 1862 von Oberkostenz nach Mandel gekommen, um die Nachfolge des kranken Pfarrers Penserot anzutreten. Doch schon bei seinem Amtsantritt kam es zu ersten Konflikten. Für den Transport seines Hab und Guts von Oberkostenz nach Mandel stellte er der evangelischen Gemeinde den Betrag von 16 Talern und 27 Silbergroschen in Rechnung. Laut Gesetz stand ihm die Erstattung der Umzugskosten zu. Doch, obwohl er nicht alle Kosten berechnet hatte, weigerte sich die Gemeinde, ihm den angegebenen Betrag zu erstatten. 1870 beschwerte er sich auch, dass das Pfarrhaus in einem schlechten Zustand sei, sodass in den folgenden Jahren einige Reparaturen durchgeführt wurden. Am 1. Mai 1880 brach im Pfarrhaus ein Feuer aus. Es war dadurch entstanden, dass ein Schornstein auf einem Balken aufgeführt war.
Ein grundlegender Streitpunkt mit der Gemeinde stellte von Anfang an die Frage nach seiner Besoldung dar. Da diese Pfarrstelle mit nur einem Pfarrort keine hohe Besoldung einbrachte, hatte er Mühe, seine große Familie zu ernähren, wie er immer wieder betonte. Stetig wurde darum gestritten, wie hoch der Ertrag der Pfarrgüter zu veranschlagen sei. Die Situation eskalierte, als der Staat ab 1873 verlangte, dass jedem Pfarrer ein Mindestgehalt von 500 Talern zustand. Im Notfall sollte die Aufstockung durch einen Staatszuschuss finanziert werden. Da es im Streit zwischen Pfarrer und evangelischer Gemeinde zu keiner Lösung kam, bestreikte 1875 die Gemeinde den Weihnachtsgottesdienst. Ein von den Presbytern selbstorganisierter Gottesdienst mit einem methodistischen Prediger fand im Gasthaus Brück statt. Vier Jahre dauerte es, bis es in diesem Konflikt zu einer Einigung kam. Die evangelische Gemeinde von Mandel hatte großen Schaden genommen. Mit der Gründung der methodistischen Gemeinde war es zu einer Spaltung gekommen.
Doch auch die Auseinandersetzungen mit der katholischen Gemeinde über die Nutzung der Kirche schwelten weiter. Immer wieder gab es Streitereien darüber, dass die Katholiken nach ihren Gottesdiensten nicht die aufgestellten Fahnen entfernten. Zu einem erneuten Konflikt und anschließend einem erneuten Prozess kam es, als die Katholiken 1876 vielleicht die schwache Position des evangelischen Pfarrers in seiner Gemeinde ausnutzten und ungefragt Ringe zum Aufstellen der Fahnen in der Kirche befestigten.
Nach 29 Jahren Dienstjahren als Pfarrer in Mandel verstarb Friedrich Christian Nelson 1891 und wurde auf dem Friedhof in Mandel beigesetzt.
Als sein Nachfolger war Wilhelm Heinrich Eugen Hobein in den Jahren 1891 bis 1914 Pfarrer in Mandel. Während seiner Dienstzeit kam es zur Auflösung des Simultaneums. Hervorzuheben seien aber seine besonderen Interessen, die ihn dazu veranlassten, aus den Mandeler Sandgruben eine stattliche Sammlung an Haifischzähnen und anderen Petrefakten zusammenzutragen. Teile dieser Sammlung befinden sich an der Uni Münster. Sein Sohn Eugen Hobein, der Schriftsteller wurde, verbrachte seine ersten Lebensjahre im Mandeler Pfarrhaus . Diese Zeit in Mandel hielt er in Form von Lausbubengeschichten in dem Buch „Fritzchen Seidenbast“ fest.
Da in den Jahren von 1934 bis 1947 die Pfarrstelle in Mandel unbesetzt blieb, war Emeritus Pfarrer Ernst Adolf Ufer von Kreuznach aus als Pfarrverwalter tätig. Er ist auf dem Friedhof in Mandel bestattet. In dieser Zeit war das Pfarrhaus im oberen Stockwerk an Mandeler Familien vermietet. In den Räumen im Erdgeschoss war von 1937 bis Kriegsende der Kindergarten untergebracht.
Zur Erhaltung der eigenständigen Pfarrei und der dazugehörigen Stelle wurde in Zeiten des Pfarrermangels 1960 die Mandeler Pfarrstelle mit einer Dozentur am Predigerseminar in Bad Kreuznach in Personalunion verbunden, bis 1971 Mandel mit der Kirchengemeinde Roxheim zu einer Großpfarrei mit zwei Pfarrstellen zusammengeschlossen wurde. Durch die Umstrukturierung in der Rheinischen Kirche besitzt Mandel seit 2018 keinen eigenen Pfarrer mehr.