Mandel war, wie auch die umliegenden Dörfer, in geschlossener Hofform nach fränkischer Bauweise gebaut. Gehöft reihte sich an Gehöft. Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude gruppierten sich um einen geschlossenen Innenhof, der durch ein Tor zur Straße hin abgeschlossen war.
Dort, wo die Gebäude zweier Anwesen aneinanderstießen, entstand durch die beiden überstehenden Dächer an der Traufseite (Längsseite) ein schmaler Zwischenraum zwischen den Häusern. Dieser wird als „Reil“ oder „Reilchen“ bezeichnet. Er diente zur Aufnahme des Regenwassers, das von den Hausdächern abfloss. In der Regel ist diese Form von „Reilchen“ nicht begehbar. Daneben gibt es aber auch schmale Durchgänge zwischen den Anwesen, die durch ihre ausreichende Breite begehbar sind. Diese „Reilchen“ oder „Pfädchen“ wurden und werden als Abkürzungen innerhalb der Ortslage genutzt.
Der Begriff „Reil“ weist auf die beschriebene Funktion als Wasserablauf hin. Er wird auf das lateinische Wort „riuwel“ (= Fluss) zurückgeführt. Die Verwendung des Begriffes „Reil“ für einen begehbaren Durchgang lässt sich auch mit dem Wort „ruelle“ (= Gäschen) als einer Entlehnung aus dem Französischen in Verbindung bringen.
Im Brandfall erschwerte der „Reil“ das Übergreifen der Flammen auf das Nachbaranwesen. Doch im Gegensatz zu heute war der Ortskern vor 1800 nicht so eng bebaut, da sich die Hausgärten, wie damals üblich innerhalb des Dorfes befanden. Der Grundriss von Mandel entsprach ungefähr einem Viereck. Nach Süden hin bildete die Bogenstraße „Alte Rathausstraße“ die Außengrenze. Solche Straßenführungen dienten durch die geschlossene Bauweise, auch in anderen Dörfern, dem Schutz des Ortes. Dörfer besaßen zwar keine Mauer wie Städte, aber sie waren mit einem (meist) geflochtenen Zaun, „Etter“ genannt, umgeben. Bezeichnungen wie „Graben“, „Port“ (= Pforte, Tor) oder „Hinter den Zäunen“ liefern den Beleg dafür. Er sollte sowohl Diebe und Gesindel als auch Raubtiere wie Füchse fernhalten. Außerdem hinderte er das Kleinvieh der Bauern daran, auf die Felder zu laufen und dort Schaden anzurichten. Nur durch Tore konnte das Dorf betreten werden. Mandel besaß drei Tor: die sogenannte „Schmittport“, laut einer Gemeinderechnung von 1789 ein „Tor mit Überbau“, die Schlaport“ und die „Schloß Port“ in der Nähe der Römerstraße. Die Tore wurden am Abend vom Nachtwächter geschlossen, der auch den Wachdienst zu versehen hatte. Zeugnisse der Gegenreformation im lutherischen Mandel waren die beiden steinernen Kreuze aus dem 18. Jahrhundert, die vor der „Schmittport“ und der „Schlaport“ standen.
Die großen Gehöfte der Vollbauern befanden sich in bevorzugter Lage direkt im Ortskern. Die Häuser der Dorfhandwerker und Tagelöhner, die nur über geringe Ackerflächen verfügten, lagen in den Außenbereichen. Die meisten Handwerker waren hinter der „Schmittport“ und die Tagelöhner an der Quelle angesiedelt. Die herrschaftlichen Gebäude wie Schloss, Kirche und Pfarrhaus thronten auf der anderen Seite des Baches.