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1594 wurde die Hofanlage mit Torüberbau erbaut. Dies belegt die Jahreszahl „1594“ im Bogen der Eingangstür. Es ist der älteste noch erhaltene Profanbau im Dorf. Seine Substanz ist noch weitgehend erhalten. Das Haus spiegelt die handwerkliche Bauweise des ausgehenden 16. Jahrhunderts wieder. Es ist das einzige Haus in Mandel mit weit auskragendem Obergeschoss. Als besonderes Kennzeichen besticht eine in die Mauer eingelassene, zungenbleckende Spottmaske eines Knechtes mit bemütztem Kopf. Im Inneren befindet sich eine steinerne Wendeltreppe, die mit der Wendeltreppe im Schloss korrespondiert, ein Hausbrunnen und ein Türbogen in gotischer Form.

Haus Schneider

Auf kuriose rechtliche Besitzverhältnisse stößt man im hinteren Bereich des Gebäudes. Der an den Eingangsbereich angrenzende Raum gehört zu diesem Anwesen. Das darüber liegende Stockwerk mit Dach ist Bestandteil des Wohnhauses auf dem angrenzenden Nachbargrundstück. 

Um 1820 befand sich das Anwesen im Besitz von Valentin Schneider und blieb Eigentum der Familie Schneider bis in die jüngste Vergangenheit hinein.

 

Zur Zeit der Renaissance waren Masken an den Hauswänden als reines Zierwerk sehr beliebt. Die Wertschätzung für Fantasie und Kreativität wuchs damals. Diesen Masken konnten verschiedene Rollen zugewiesen werden. Eine lange Tradition hat die Abwehrsymbolik gegenüber dem Bösen und jeglichem Unheil. Böse Mächte und Geister sollten den Hausbewohnern nichts anhaben und neiden, weshalb sie auch als „Neidköpfe“ bezeichnet werden. Der bemützte Kopf mit dem feinen Schnurbärtchen, den weit aufgerissenen Augen und der weit herausgestreckten Zunge an diesem Haus erinnert an eine Spottmaske, die hohnspottend die Zunge herausstreckt und herabblickt.

haus Schneider

Es wird vermutet, dass es sich bei diesem Anwesen um das Wohnhaus des Gesindes (der Mägde und Knechte) handelt, das im Mandeler Schloss seinen Dienst verrichtete. Verschiedene Namen von Knechten, Mägden und Dienstboten tauchen in den Kirchenbüchern auf. So waren zur Zeit von Johann Karl von Koppenstein, der das Schloss und das Dorf unter großen Mühen nach dem 30jährigen Krieg wieder aufgebaut hatte, Arnoldi als Knecht, Christina als Magd und Johannes Kulmann als Dienstbote im Schloss tätig. Johann Ludwig von Koppenstein, der durch seinen Dienst bei den Herzögen von Sachsen-Meiningen zum Obermarschall aufstieg, brachte aus Meiningen noch einen Kammerdiener und eine Kammerjungfer mit. Er hatte sich bei einem Unfall mit der Chaise das linke Bein gebrochen und die Hüfte verletzt. Da er nicht mehr laufen konnte, mussten ihn seine Diener mit einem Tragstuhl zur Kirche hinauftragen. Unter seinen Nachfolgern wurden auch herrschaftliche Gärtner angestellt, 1763 sogar ein herrschaftlicher Kunstgärtner.

 

Neben dem Schloss besaß ein Zweig der Koppensteiner Familie in Mandel ein eigenes Wohnhaus als Eigentum. Bisher ist es unklar, ob zwischen diesen beiden Häusern eine Verbindung bestand. Meinhard von Koppenstein und seine Frau Margaretha Boos von Waldeck (eine ausgestorbene Linie der Koppensteiner) verschuldeten sich durch die Renovierung ihres unbewohnbaren Hauses bei Dr. Wilhelm Probst und Wendelin Wolf zu Kreuznach. Nach dem Tod ihres Mannes musste seine Witwe Margaretha von Koppenstein 1616 wegen der hohen Schulden ihr Haus an Friedrich Walrab von Koppenstein (Kirchberger Linie) verkaufen. Beim Aufstand der Mandeler Untertanen 1666 gegen ihren Herrn Johann Karl von Koppenstein wurde das Haus nochmals erwähnt. Dort wurden die Knechte des Junkers gefangengenommen und im Keller eingesperrt. Mit diesen Gefangenen wollten die Mandeler die von Johann Karl im Schloss gefangengesetzten Untertanen freipressen. Nach einer 8tägigen Belagerung des Schlosses kam es zur Freilassung aller Gefangenen auf beiden Seiten.

Haus Schneider

Laut mündlicher Überlieferung soll es einen unterirdischen Tunnel gegeben haben, der vom Schloss zu diesem Haus führte. Jedoch erscheint dies aus bergbautechnischen Gründen als unwahrscheinlich, zumal der Bachlauf unterirdisch zu queren war. Außerdem wäre dann eine 8tägige Belagerung des Schlosses 1666 nicht möglich gewesen.

 

Im Allgemeinen befanden sich die Gehöfte der Vollbauern in bevorzugter Lage mitten im Ortskern. Das Haus Schneider ist dafür ein gutes  Beispiel. Das Wohnhaus stand an der Straße, meist mit der Traufseite (Längsseite) zur Straße hin. Giebelhäuser dagegen wurden oft an exponierter Stelle wie Straßenkreuzungen errichtet. An das Wohnhaus schlossen sich die Wirtschaftsgebäude an, deren Rückseite meist die Scheune bildete. Hinter den Gebäuden lagen die Hausgärten, die nur durch die Scheune erreicht werden konnten. Das Haus selbst musste über den Hof betreten werden, der durch ein zweiflügeliges Tor verschlossen war. Eine kleine Pforte im Tor ermöglichte einen leichteren Zugang. Nur beim Haus Wercking ist die Eingangspforte vom Tor abgetrennt in die Mauer eingelassen. Zum Schutz war das Tor mit einem Dach überbaut oder sogar vollkommen in das Gebäude integriert. Steine auf dem Boden an den Eckpunkten dienten als Schutz beim Einfahren der großen Heuwagen.