Laut Inschrift am Türsturz wurde das stattliche Anwesen mit der großen Toreinfahrt im Jahr 1805 erbaut. Denkmalbehörde und Bauhistoriker sehen jedoch für den Kern des Gebäudes und für einige Nebengebäude deutliche Hinweise auf ein früheres Erbauungsjahr. Das Hauptgebäude besticht durch die für dörfliche Verhältnisse ungewöhnliche Freitreppe, die an die städtische Bürgerhausarchitektur des 19. Jahrhunderts angelehnt ist. Mehrere Freimaurersterne befinden sich als Bodenelemente im Haus und im Hof. Sie geben Zeugnis von der Mitgliedschaft der Hausbesitzer in der Kreuznacher Freimaurer Loge im 19. Jahrhundert. Im Inneren des Wohnhauses teilt ein Glaswindfang mit teilweise bunten Ziergläsern den Eingangsbereich. Noch erhaltene gemusterte Bordürenfliesen des Hausflurs und des gemauerten Spülsteins sind in Musterbüchern der Firma Villeroy & Boch (Mettlach) verzeichnet. Im Haupthaus befand sich auch eine Mägdekammer – in „sicherer Entfernung“ zu der in einem Nebengebäude untergebrachten Knechtstube. Zu den um den Hof gelegenen Gebäuden gehört auch ein in der Nahe-Region seltener Kuhstall mit Kreuzgewölbe, eine sogenannte „Kuhkapelle“.
Über die Durchführung der „Stallwölben und Steinhauerarbeiten“ zu dieser Stallung finden sich Belege in einem historischen Baubuch aus der Zeit der 1860er bis 1890er Jahre. Dort werden als beauftragte Spezialisten „Hr. Petry“, Peter Sass und „Herr Geib“ genannt; zudem sind genaue Verzeichnisse der verwendeten Baumaterialien für die Wirtschaftsbauten sowie der aufgewendeten Arbeitszeiten enthalten – ebenso wie Belege über „Schnaps und Trinkgeld“ für die Maurer und Bauarbeiter.
Die Jahreszahl „1805“ mit den Initialen „P K“ über der Eingangstür gehen auf den „Erbauer“ des Anwesens, vermutlich Philipp Konrad, zurück. Er bekleidete das Amt des Steuereinnehmers der französischen Mairie Mandel. Das Haus war also bereits in der französischen Zeit Amtssitz eines Staatsbeamten. Nach 1815 war das Anwesen dann Amts- und Wohnsitz des preußischen Steuereinnehmers Aloys Naunheim der preußischen Bürgermeisterei Mandel-Hüffelsheim. Aloys Naunheim spielte im Dorf eine besondere Rolle. Er förderte maßgeblich die Eintracht zwischen der protestantischen und der katholischen Gemeinde beim Bau der neuen Kirche. Er stiftete sogar ein Stück seines Gartens, des ehemaligen Schlossgartens, um das Wenden der Fuhrwerke am Fuße des Berges zu ermöglichen.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Anwesen dann von dem aus Sobernheim stammenden Martin Esselborn (*1828) erworben. Er war als junger Mann zunächst mit seinen Brüdern nach Amerika ausgewandert und lebte anschließend einige Jahre in Australien als Besitzer einer Fettscheideanstalt, bevor er nach Deutschland zurückkehrte, um sich in Mandel niederzulassen und das Gut aufzubauen. Im Jahr 1860 heiratete er die aus Sobernheim stammende Heliane Fuchs. Es war das gleiche Jahr, in dem das Paar nun umfangreiche Erweiterungen und Modernisierungen des Anwesens in Angriff nahm, unter anderem die Aufstockung des Hauptgebäudes. Diese Maßnahmen – zusammen mit der bemerkenswerten, innovativen Gutsbewirtschaftung – lassen die beiden gleichsam als neue „Gründer“ des Gutes erscheinen und sind Anlass für seine heutige Bezeichnung als Haus (und Gut) Esselborn. Das Paar hatte fünf Kinder, von denen zwei binnen eines Jahres noch im Kleinkindalter starben.
Die Bauweise einiger Räume im Haus Esselborn legt nahe, dass Treffen der Freimaurer dort abgehalten werden konnten. In einem Raum ist sogar ein Freimaurerstern als Bodenelement zu finden. Sowohl Martin Esselborn als auch sein Schwiegersohn Curt Müller von Berneck gehörten der Kreuznacher Freimauerloge „Die vereinigten Freunde an der Nahe“ an. Utensilien der Freimaurer befanden sich noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Besitz der Familie, wurden dann jedoch verschenkt und auch gestohlen.
Die Freimaurer verstehen sich als einen ethischen Bund, der sich den Idealen der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität verschrieben hat. Die Kreuznacher Loge war 1858 auf Initiative des Buchhändlers Voigtländer und des Kreisbauinspektors Conradi gegründet worden. Da die Gründer vor allem dem Mitgliederkreis der Casino-Gesellschaft entstammten, war die Loge zunächst in den dortigen Räumen beheimatet. Später wurde in ein neues Gebäude im Brückes umgesiedelt, nach einigen Jahren in das noch heute bekannte Logengebäude im Kurviertel. Heute hat die Loge ihren Sitz in der Sigismundstraße.
Doch die erste Kreuznacher Loge „Les amis reunis de la Nahe et du Rhin“ wurde bereits 1809 auf Initiative des Subpräfekten Andreas van Recum gegründet, dem Besitzer der Kauzenburg und des Hofguts Bangert in Kreuznach. Auch ihr gehörten bereits Bürger aus Mandel an, die beiden Forstmeister Charles Petetin und Claude Petetin. Versammlungsort war damals die Perard’sche Ölmühle in Kreuznach. 1814 musste die Loge allerdings wieder geschlossen werden.
Das von der Familie Esselborn gegründete landwirtschaftliche Versuchsgut war ein Mischbetrieb und setzte neben dem Weinbau seine Schwerpunkte unter anderem auf Saatgutzucht, den Anbau von Braugerste und Zuckerrüben, auf Obstbau sowie auf Milchwirtschaft, wie der seinerzeit hochmoderne steinerne Kuhstall mit der Gewölbearchitektur bis heute erahnen lässt. Im Jahr 1860 wurde zudem eine Sirupfabrik eröffnet, in der unter anderem mit dem Zuckergehalt von Zuckerrüben experimentiert wurde.
Produkte des Betriebes wurden häufig prämiert, so etwa die Süßrahmbutter oder der Rübensirup. Die Erzeugnisse hielten auch internationalem Vergleich stand, wie nicht zuletzt die Auszeichnung einer besonderen Braugerste bei der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 belegt.
Von der Familie Esselborn wurde auch die seit der Säkularisation in der Napoleonischen Zeit zum Hofgut gehörende üppige Schlossgartenanlage in der Mitte des Dorfes (der heutige Dorfplatz) kontinuierlich gepflegt und nach den neuesten gartenbaulichen Erkenntnissen angelegt. Martin Esselborn und sein Schwiegersohn Curt Müller von Berneck beschreiben in ihrem Gartentagebuch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts ausführlich die Bewirtschaftung. So sind etwa Bäume und Pflanzungen in einem handgezeichneten Plan abgebildet, ebenso wurden Erträge und Veränderungen dokumentiert.
Auch aus späterer Zeit existiert eine Zeichnung: Sie stammt von der Esselborn-Nachfahrin Etta Engelmann (geb. Simon) und gibt differenziert das Erscheinungsbild und die Nutzung des Gartens um 1950 wieder.
Der jüngst wieder geöffnete und als Denkmal klassifizierte historische Gewölbekeller am Rande des ehemaligen Gartens fand Aufnahme in beide genannten Dokumente. Er diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller für die Dorfbewohner, ebenso wie der zum Gebäudekomplex der Hofanlage gehörende tiefe Keller, der an die Kuhkapelle grenzt.
Ein Schicksalsschlag Anfang des 20. Jahrhunderts brachte es mit sich, dass sich der Betrieb stark veränderte und verkleinerte. Die Tochter des Gründerpaares führte den Betrieb als Witwe weiter, ging neue Wege und brachte als erste Mandelerin den Tourismus in das Dorf, indem sie Fremdenzimmer vermietete.
Nachdem der landwirtschaftliche Betrieb fast völlig zum Erliegen gekommen war, erfuhr er nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Urenkel der Gründer, Wilhelm Simon, und seiner Frau Magdalene (geb. Riedl) eine Wiederbelebung. Der Schwerpunkt lag jetzt auf dem Obstbau.
Wilhelm Simon war der Sohn von Else Müller von Berneck und dem aus Niederhausen stammenden Adolf Simon (Sohn des dortigen Pfarrers und Superintendenten). Er wuchs ab dem Schulalter in Mandel auf, während seine Eltern berufsbedingt in Afrika und Australien lebten. Seine Tochter Etta Engelmann (geb. Simon) sowie ihr Mann Walter Engelmann führten in den 1980er Jahren eine umfangreiche Sanierung durch. Dies war nach einem Rohrbruch im Straßenbereich nötig geworden, der das Haus durch Unterspülungen stark in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Mittlerweile liegt die Verantwortung für das Anwesen bei der nächsten Generation.
Das Haus, dessen Entstehung eng mit der Mairie Mandel verbunden war, ist als Sinnbild für die politischen Umwälzungen um 1800 anzusehen. Mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen ab 1792 in das linksrheinische Gebiet im ersten Koalitionskrieg kam das Gedankengut der französischen Revolution wie „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auch in die Naheregion. Bereits 1795 beanspruchten die Franzosen den linksrheinischen Raum für ihre Republik. Doch erst mit dem Frieden von Campo Formio 1797 wurde das Gebiet endgültig in den französischen Staat eingegliedert. Damit endete die Herrschaft der vielen kleinen Dynastenfamilien. Dies bedeutete eine völlige Umgestaltung der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse. Der gerade ernannte Regierungskommissar F.J. Rudler gliederte am 23. Jan. 1798 den linksrheinischen Raum nach französischem Vorbild neu: Es wurde die Mairie Mandel gegründet, die vom „Maire“ (Bürgermeister) geleitet wurde. Ihr gehörten die Orte Braunweiler, Gutenberg, Hargesheim, Mandel, Rüdesheim, St. Katharinen und Roxheim an. Die Mairie Mandel lag im Canton Kreuznach, der dem Arrondissement Simmern im Rhein-Mosel-Departement zugeordnet wurde.
Der Friedensvertrag von Luneville 1801 am Ende des zweiten Koalitionskriegs schrieb die Verhältnisse endgültig fest. Das französische Recht und die französische Verfassung wurden offiziell eingeführt. Die Standesämter mit den Personenstandsregistern wurden installiert. Der Zunftzwang wurde aufgehoben, sodass nun die allgemeine Gewerbefreiheit galt.
Die fürstlichen und kirchlichen Besitzungen wurden vom französischen Staat eingezogen und versteigert. Auch in Mandel kam es zu Versteigerungen der „Staatsgüter“ an Privatpersonen. Durch hohe Abgaben waren die Dörfer stark belastet und hoch verschuldet. Es erfolgte auch eine kirchliche Neugliederung.
Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses fiel der Naheraum 1814 durch den Pariser Frieden an Preußen. Der Landkreis Kreuznach wurde gegründet, der fortan zum Regierungsbezirk Koblenz gehörte. Erster Landrat war Josef Bitter. Die Mairie Mandel ging in die preußische Bürgermeisterei Mandel über, der die gleichen Orte angehörten. Die Leitung oblag dem Bürgermeister. Ab 1820 wurde die Bürgermeisterei Mandel und die Bürgermeisterei Hüffelsheim in Personalunion miteinander verbunden, also unter die Leitung eines Bürgermeisters gestellt, der sein Büro in Weinsheim hatte. In Mandel verblieb der Sitz des Steuereinnehmers. 1853 wurde der Verwaltungssitz von Weinsheim nach Rüdesheim verlegt.
Diese beiden Bürgermeistereien bildeten die Grundlage der heutigen Verbandsgemeinde Rüdesheim.