1832 wurde das stattliche Anwesen mit der für diese Zeit übliche Rosette über den beiden Rundbogenfenstern in der Dachgaube erbaut. Die Initialen „P B“ über der Tür verweisen auf Philipp Brück als Erbauer. Er stammte aus der Ortsmitte und errichtete vor dem Ortstor, der „Schmittport“, sein neues landwirtschaftliches Anwesen. Sein Schwiegersohn Jakob Brück aus Rüdesheim betrieb ab 1859 mit seiner Ehefrau Apollonia eine Gastwirtschaft mit Saal, der sich noch heute im ersten Stock befindet. Da vor dem Haus ein großer Lindenbaum stand, erhielt die Gastwirtschaft den Namen „Gasthaus zur Linde“. Sie befindet sich seit dieser Zeit in Familienbesitz. In der früheren Küche und im Flur sind noch alte Bodenfliesen erhalten.
1875 fand im Saal ein für Mandel bedeutendes Ereignis statt. Die mit ihrem Pfarrer zerstrittene evangelische Gemeinde bestreikte in diesem Jahr den Weihnachtsgottesdienst von Pfarrer Nelson und nahm an der ersten methodistischen Versammlung des Hilfspredigers Steinbeck in Mandel teil. Damit war der Grundstein für die über 100jährige Geschichte der methodistischen Gemeinde gelegt. Bis Ostern 1876 fanden die Versammlungen dieser neuen Gemeinschaft im Saal Brück statt. Dann mussten sie wegen anderer Veranstaltungen in ein Privathaus verlegt werden.
Für die Vereine im Dorf spielt das Gasthaus eine ebenso bedeutende Rolle. Die Wiedergründung des Sportvereins „TUS Mandel 1901“ nach dem 2. Weltkrieg erfolgte in diesem Haus. Auf der Wiese vor dem Haus und sogar im Saal wurde zeitweise geturnt. Nachdem der Männergesangverein „MGV Edelweiß Mandel“ sein Vereinslokal verloren hatte, wurde das Gasthaus zur Linde sein neues Domizil. Bis heute werden die Chorproben dort abgehalten.
Die Wiese und der Platz vor dem Gasthaus waren zu allen Zeiten Ort zahlreicher Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft. Dort wurden Sportfeste, Vereinsjubiläen, die Kirmes und die 1000-Jahrfeier von Mandel abgehalten.
Zu allen Zeiten war die Gastwirtschaft ein Hort der Geselligkeit. Sie bot kurzfristige Entspannung in einem harten Arbeitsleben. Neben dem Verzehr von Speisen und Getränken und der Unterbringung von Reisenden stellte sie ein Ort der Kommunikation und der sozialen Kontakte außerhalb von Familie und Kirche dar. Zur Geselligkeit gehörte oft auch der übermäßige Konsum von Alkohol. Dies war der Obrigkeit stets ein Dorn im Auge, widersprach es doch den moralischen Vorstellungen und den wirtschaftlichen Interessen.
Bereits in der Mandeler Polizeiordnung von 1563 werden von den Herren von Koppenstein als Ortsherren bei „übermäßigem Treiben“ verschiedene Strafen angedroht. Die preußische Regierung sprach im 19. Jahrhundert folgende Ermahnung aus: „Zugleich erscheint der Wirth Brandenburger, es wird diesem das Gesetz der königl. Regierung mitgetheilt, dass Schulkinder in keinerlei Weise den Tanzboden besuchen dürfen, dass der Wirth sie entfernen müsse und wenn er sie dulde, ihm die Concession der Wirthschaft genommen würde.“ Das Tanzen in den geschlossenen Zeiten (Advents- und Passionszeit) und an den Hochfesten (am ersten Festtag) war generell verboten.
Die Gastwirtschaft stellte zu allen Zeiten eine besondere Einnahmequelle für die Herrschaft dar. Bereits die Koppensteiner erhoben auf das Verzapfen von Wein das Ungeld, eine Art Verbrauchssteuer. Laut Mandeler Weistum, der Rechtsordnung des Dorfes, waren die Wirte auch verpflichtet, die Herrschaft zu veratzen. Der Wirt hatte die Pflicht zur Versorgung der Herrschaft und ihres Gefolges. Dies wurde mit der Gemeinde abgerechnet. 1789 erhielt der Wirt von der Gemeinde 45 Gulden.
Da die Gastwirtschaft über größere Räumlichkeiten verfügte, bot sie auch den notwendigen Raum zur Abhaltung von Rechtsgeschäften wie Zwangsversteigerungen. Im Gasthaus „Zur Stadt Kreuznach“ wurde früher die alljährliche Pacht von den Bauern für den Baron von Salis-Soglio, einem Nachfahren der Koppensteiner, erhoben.
Die Gastwirtschaft „Zur Stadt Kreuznach“ befand sich im Besitz von Margaretha Brück, einer Schwester von Philipp Brück, und ihrem Ehemann Johannes Martin. Dieser war als Schmied nach Mandel gekommen. Er betrieb die alte Dorfschmiede und zusätzlich noch die Ziegelei von Mandel. 1854 kaufte er das im Ortskern gelegene größere Anwesen und richtete dort eine Gastwirtschaft ein. Ein in die noch vorhandene Mauer eingelassener Stein weist mit der Jahreszahl 1615 auf das Erbauungsdatum hin. Dort wurde nicht nur Karten gespielt, sondern dort verdienten sich die Jungen einige Pfennige für das Aufstellen der Kegel auf der Kegelbahn. Es war der Ort, an dem nach dem 1. Weltkrieg der TUS Mandel wiedergegründet wurde.
Die Enkelin von Johannes Martin, Margaretha Martin, trug die Tradition weiter und eröffnete zusammen mit ihrem Mann Heinrich Emrich das Gasthaus „Zur Deutschen Eiche“. Es war, bis zur Schließung 1967, das Vereinslokal des MGV Edelweiß Mandel. Der Saal, mit Kegelbahn, war in den 50iger Jahren weit über die Dorfgrenzen hinaus für seine Maskenbälle berühmt.
Das Gasthaus Brandenburger befand 1838 im Besitz von Adam Brandenburger, wie der in die Hausmauer eingelassene Stein mit den Initialen „A B“ und der Jahreszahl 1838 belegt.
Um 1871 kaufte der jüdische Handelsmann Max Mayer mit Ehefrau Amalie Salomon das Anwesen und betrieb dort eine jüdische Gastwirtschaft. Nach dem frühen Tod von Max Mayer verkaufte seine Witwe das Haus und ging mit ihren Kindern zu Verwandten in die USA.
Der Wirth Johann Sax, der die Gastwirtschaft gegenüber dem früheren Rathaus unterhielt, hatte weniger Glück. Er musste 1884 sein Anwesen verkaufen.